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„Einfach irrsinnig unterstützend“

Yvonne Martic (YM) von A|B|O Jugend erzählt im Interview, wie Jugendliche die ENTER-Videos mitentwickelten.

Yvonne, ihr habt die Ideen und Storyboards für die ENTER-Videos entwickelt. Habt ihr so etwas früher schon mal gemacht?

YM: In der Form nicht. Unterstützungsmaterial für Jugendliche haben wir schon entwickelt, aber das waren eher Checklisten für den Bewerbungsprozess.

Was war denn bei den Videos die größte Herausforderung für euch?

YM: Ich glaub‘, wir haben aus unserer Erfahrung heraus eine Vorstellung davon, was die Jugendlichen brauchen. Das dann aber damit abzustimmen, was sie wirklich brauchen und wie sie diese Videos dann wahrnehmen, ist was anderes. Dieser ganze Prozess bis zu den letzten Videos, wo man dann sagt okay, das ist ein Produkt, das können junge Menschen annehmen, von dem haben sie was, es ist quasi seriös und vor allem: Das bringt ihnen auch was in ihrem Bewerbungsprozess, dass sie es annehmen können und damit auch arbeiten wollen. Das habe ich als Herausforderung gesehen.

Also hat es sich weniger daran gespießt, konkrete Szenen zu entwickeln, als tatsächlich den Weitblick, diese Frage: Wird das am Ende die Klient_innen ansprechen?

YM: Voll. Prinzipiell habe ich in meinem Team und auch im Austausch mit den Teilnehmer_innen schon ein Gefühl gehabt, wo es hingehen soll, was sie brauchen. Was wir weniger bedacht hatten war, wie muss es transportiert werden, dass es junge Menschen ansprechend finden. Das habe ich so nicht erwartet, weil bei mir persönlich etwa die LUPO-Videos gut angekommen sind. Im Austausch mit den Jugendlichen habe ich dann aber gemerkt, dass LUPO ihnen ganz gut gefallen hat, das aber nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht.

Du sprichst LUPO schon selber an. Wie war denn da das konkrete Feedback der Jugendlichen? Was genau hat ihnen nicht gefallen?

YM: Ich habe ihnen prinzipiell das Thema des Videos gesagt. Ich habe den Eindruck gehabt, dass der LUPO nicht ganz verstanden wurde. Es hat ein Intro gefehlt, das erklärt, wer LUPO ist und was seine Aufgabe ist. Und auch ein bisserl das Ernstnehmen dieser Figur. Die Altersgruppe der Jugendlichen war 17-21 und da hat dieser Mensch mit dem Wolfskopf einfach nicht gepasst. Es war recht amüsant, es gab ja lustige Szenen und man hat schon was lernen können. Aber es fiel schwer, das ernst zu nehmen. Vielen war unklar, was die Figur verkörpert und es ist eher witzig als seriös. Das war oft die Haupt-Rückmeldung.

Wie haben sich die Jugendlichen denn konkret ein Bewerbungs-Tutorial vorgestellt? Was wäre der ideale Anti-LUPO?

YM: In den Bewerbungen zeige ich ihnen oft Schritt für Schritt, wie etwas geht. Daher haben wir ja am Ende Screenrecordings entwickelt. Wenn sie es irgendwo googeln und lesen, dann wird das ungefähr verstanden, aber viele sind nicht so fit, das ganz nachzuvollziehen. Und dieses Screenrecording war vielleicht nicht so amüsant wie das LUPO-Video, aber es war einfach seriös und nachvollziehbar. Sie haben oft gesagt, sie brauchen etwas, dass ihnen nicht nur Schritt für Schritt erklärt, sondern auch zeigt. Also, dass das Gesprochene im Video nachvollzogen werden kann.

Dann verstehe ich das richtig? Die neuen Videos –

YM: Ja, sie kommen sehr gut an! Bei den Kolleg_innen, aber auch bei den jungen Menschen. Weil man dafür nicht eine Erklärung braucht. Man kann es ihnen zuschicken und es ist sehr selbsterklärend, um was es geht. Es empowert sie auch, das selbst zu tun. Gar nicht immer in der Beratung fragen zu müssen, sondern es auch selbst hinzukriegen. Wenn sie sehen: Okay, ich kann mich mit einem Video auch selbst zurechtfinden.

Es sind also nicht mehr Fragen als vorher aufgetaucht?

YM: Für einige, die natürlich sehr, sehr fit sind am Computer sind diese Videos natürlich zu niederschwellig. Das wird man immer haben. Aber gerade die Jugendlichen, die nicht so fit sind und wo es vielleicht bei den Deutschkenntnissen noch ein bisschen hapert und damit der Bewerbungsprozess auch irrsinnig schwierig ist, ist so ein Screenrecording irrsinnig hilfreich.

Was ist dir sonst noch aufgefallen?

YM: Die Tutorials sind einfach irrsinnig unterstützend für uns in der Beratung und für die Jugendlichen. Sie öffnen Türen für uns als ENTER, als A|B|O, aber gerade auch den Jugendlichen, sich ein bisschen mit bestimmten Dingen zu befassen, sich Unterstützung zu holen. Wir haben ja durch ENTER auch ganz viele anderen Unterstützungsmöglichkeiten entdeckt. Das hat uns als WUK sehr weitergebracht in unseren Möglichkeiten, die Jugendlichen zu unterstützen, zumal Digitalisierung ja gerade das Thema ist, dank Corona noch mehr. Da kommt man einfach nicht mehr drum herum.